Tot liegengelassen - Gedenken an NS-Opfer

Anlässlich des Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus erinnerte Pfarrer Leo Heinrich im Sonntags-Gottesdienst am 30. Januar an die Todesopfer aus der Gemeinde Leiblfing. 12 KZ-Insassen starben beim Durchzug durch Leiblfing Ende April 1945. Ein riesiger Zug mit mehreren Tausend ehemaligen Insassen des Konzentrationslagers Flossenbürg bewegte sich damals von Straubing nach Leiblfing und dann weiter Richtung KZ Dachau. Wenn die Häftlinge nicht mehr weiterkonnten und auf der Strecke liegen blieben, weil sie schon tagelang nichts mehr zu Essen hatten oder krank waren, wurden sie erschossen und am Straßenrand liegengelassen.

 

Tot liegengelassen

Sechs Tote lagen neben der Straße durch Obersunzing und weitere sechs in Leiblfing. Sie wurden auf dem Leiblfinger Friedhof beigesetzt, später aber auf einen anderen Friedhof umgebettet. Ein Augenzeuge berichtete, wie ein Bauer den ausgemergelten Gestalten einige Runkelrüben zum Essen hinwarf und sich die ausgehungerten Gefangenen draufstürzten, aber die Wächter prügelten sofort mit den Gewehrkolben auf sie ein und zwangen sie zum Weitergehen.

 

Franz-Xaver-Maier aus Reithof

Dann erzählte Heinrich von dem Bruder Franz Xaver Maier, der in Reithof bei Hankofen aufwuchs und nach der Schule Schmied lernte. Er trat in das Kloster der Pallottiner in Limburg ein und war dort Traktorfahrer. Während des Krieges, beim Klostersturm der Nazis 1941, nistete sich die Gestapo in das Kloster ein. Bruder Franz Xaver und weitere Patres und Brüder wurden unter fadenscheinigen Begründungen verhaftet. Am 24. August 1942 starb Franz Xaver im Gefängnis. Laut Mitteilung der Gestapo habe er Suizid begangen, später aber wurde bekannt, dass er an den Misshandlungen durch die Gestapo gestorben ist.

 

Expositus Schultes in Hankofen

Der Priester Joseph Schultes war Expositus in Hankofen und kam 1938 mit den örtlichen Anhängern der NSDAP von Hankofen in Konflikt. Deshalb ließ er sich versetzen nach Greilsberg. Weil er – so der Vorwurf – im Unterricht die Nazis kritisiert habe, wurde er verhaftet und kam in das berüchtigte Zuchthaus Landsberg am Lech, wurde dann als kranker Mann entlassen und starb an den Folgen der unmenschlichen Haft mit 41 Jahren am 26. März 1940 im Sanatorium in Mallersdorf.

 

Opfer unter den eigenen Vorfahren

Schließlich erinnerte Heinrich auch daran, dass einige Anwesende selber Opfer unter ihren Vorfahren hätten, denn auch die vielen im Krieg gefallenen Soldaten und Zivilisten gingen letztlich auf das Konto des Nationalsozialismus. Mit einem Gebet für die bekannten und auch die vielen namenlosen Opfer beendete Heinrich seine Ansprache.

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